Schluss mit "Alle müssen mitreden": Wie DoA und RACI echte Geschwindigkeit erzeugen
Kaum eine Entscheidung ohne Vollversammlung, alle geben Input, niemand hat das letzte Wort: Der gut gemeinte Wunsch nach Beteiligung kippt schnell in lähmende Langsamkeit. In diesem Beitrag zeige ich, wie ihr mit Delegation of Authority (DoA) und RACI in wenigen Wochen spürbar Tempo in eure Entscheidungen bekommt - ohne Beteiligung abzuwürgen.
- Use-Case & Playbook
- DoA & RACI in Klartext
- Führungsteams · 30 bis 250 FTE
Lesezeit: ca. 7 Minuten
Warum "Alle müssen mitreden" euch ausbremst
In vielen Unternehmen gilt unausgesprochen: "Bevor wir etwas entscheiden, holen wir erst einmal alle ins Boot." Was gut klingt, führt im Alltag zu genau den Mustern, die ihr wahrscheinlich kennt:
- Meetings mit zehn plus Teilnehmern, in denen alle ihren Punkt machen, aber niemand das letzte Wort hat.
- Entscheidungen, die mehrfach neu geöffnet werden, weil sich später noch jemand meldet.
- Teams, die sich angewöhnt haben, nach oben oder zur Seite zu delegieren, statt selbst zu entscheiden.
Das Problem ist nicht Beteiligung an sich. Das Problem ist, dass Beteiligung oft nicht von Entscheidung getrennt wird. Oder anders gesagt: Alle reden, aber niemand ist klar benannt als "Decider".
Delegation of Authority (DoA) in Klartext
Delegation of Authority ist kein kompliziertes Governance-Dokument, sondern beantwortet drei sehr einfache Fragen:
- Wer darf was entscheiden? Zum Beispiel: Budget bis Betrag X, Personaltentscheidungen, Priorisierung im Backlog.
- In welchem Rahmen? Betragsgrenzen, Risiko- oder Kritikalitätsstufen, betroffene Bereiche.
- In welchem Forum? Alleine, im Weekly, im Steering, im QBR.
Eine gute DoA macht transparent, wo eine Entscheidung wirklich hingehört Sie zieht eine Linie zwischen "Wir geben Input" und "Wir treffen die Entscheidung".
RACI: Rollen rund um Entscheidungen sauber klären
RACI ergänzt die DoA um eine einfache Rollenlogik rund um Aufgaben und Entscheidungen:
- R - Responsible: Wer arbeitet aktiv an der Aufgabe oder Entscheidung.
- A - Accountable: Wer trägt die Verantwortung und gibt final frei (eine Person).
- C - Consulted: Wer wird aktiv beteiligt, gibt Input, bringt Fachwissen ein.
- I - Informed: Wer wird über das Ergebnis informiert, muss aber nicht mitreden.
In der Praxis bedeutet das: Nicht alle sitzen im gleichen Meeting. Manche werden vorher konsultiert, andere bekommen das Ergebnis im Nachgang. Die Zahl der Personen, die aktiv in der Entscheidungsschleife hängen, sinkt - ohne dass relevante Perspektiven verloren gehen.
Ein einfaches Setup in fünf Schritten
Ein pragmatischer Einstieg für ein Führungsteam könnte so aussehen:
- 1. Drei bis fünf typische Entscheidungstypen sammeln (zum Beispiel: Produktfeatures, Preisänderungen, Personaltentscheidungen).
- 2. Für jeden Typ festlegen: Wer ist A, welche Rollen sind R, C und I.
- 3. Klären, in welchem Forum diese Entscheidungen fallen (Weekly, Steering, QBR, Adhoc).
- 4. Die Regeln verbindlich machen und im Decision-Log abbilden.
- 5. Nach vier bis sechs Wochen messen: Wie hat sich Time-to-Decision und die Reopen-Rate entwickelt?
Sobald die ersten Entscheidungen bewusst nach dieser Logik getroffen werden, verändert sich die Gesprächsdynamik: weniger Rechtfertigungsschleifen, weniger "Wir nehmen das noch mal mit", mehr klare Zusagen mit Termin.
Was sich messbar verändert
Wenn DoA und RACI sauber eingeführt werden, seht ihr typischerweise Effekte auf drei Ebenen:
- Tempo: Time-to-Decision sinkt, weil klar ist, wer wann entscheiden darf.
- Stabilität: Reopen-Rate geht zurück, weil weniger "unscharfe" Entscheidungen getroffen werden.
- Entlastung: Führungsteams verbringen weniger Zeit in Meetings, in denen sie nichts entscheiden.
In Decision-OS verankern wir diese Logik nicht als theoretisches Modell, sondern in ganz konkreten Artefakten: DoA-Matrix, RACI für zwei bis drei kritische Schnittstellen und ein Decision-Log, das sichtbar macht, wer welche Entscheidung getroffen hat - und wann.
DoA und RACI als Bausteine eines Decision-OS
Delegation of Authority und RACI sind für sich genommen keine neuen Erfindungen. Der Unterschied entsteht dort, wo ihr sie nicht als Einzelinstrumente versteht, sondern als Teil eines zusammenhängenden Entscheidungssystems: Klare Rollen, definierte Entscheidungswege, ein sichtbarer Takt und Zahlen, an denen ihr Fortschritt messt.
In Decision-OS verbinden wir diese Bausteine mit einem überschaubaren Startumfang: RACI und DoA für wenige kritische Schnittstellen, ein Decision-Log, das diese Regeln sichtbar macht, und ein Operating Rhythm, der Entscheidungen nicht nur beschließt, sondern nachverfolgbar macht.
Wenn ihr mit einem Pilot startet, geht es nicht darum, die gesamte Organisation in ein neues Schema zu pressen. Es geht darum, in einem überschaubaren Ausschnitt zu beweisen, dass klare Entscheidungsrechte und saubere Rollen das tägliche Arbeiten erleichtern: weniger Schleifen, weniger Konflikte, weniger verdeckte Machtkämpfe.
Wenn ihr euch mit eurem Führungsteam genau an diesem Punkt seht, lohnt sich ein Blick auf die Seminare und Workshops rund um Decision-OS sowie die Tools und Selbsttests, mit denen ihr eure aktuelle Entscheidungsfähigkeit einschätzen könnt.
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