Decision-OS Insights · Kennzahlen

Time-to-Decision (TtD): Die wichtigste KPI, die Sie noch nicht messen

Subline: Warum Geschwindigkeit keine Frage des Fleißes, sondern der Latenz ist – und wie Sie den „Ping“ Ihrer Organisation messen.

Time-to-Decision Decision Debt Governance-KPIs Decision-OS

In modernen Unternehmen starren wir auf Dashboards: Customer Acquisition Cost, Churn Rate, Monthly Recurring Revenue. Aber eine Kennzahl fehlt fast immer – die Kennzahl, die bestimmt, wie handlungsfähig ein Unternehmen wirklich ist: die Time-to-Decision (TtD).

Wir verwechseln Exekutions-Geschwindigkeit (Wie schnell schreiben wir Code?) mit Entscheidungs-Geschwindigkeit (Wie lange hat es gedauert, bis klar war, was wir tun?). Die meisten Projekte scheitern nicht, weil Teams langsam arbeiten – sondern weil sie wochenlang auf eine Freigabe warten.

Wir messen Output – aber nicht Entscheidungs-Latenz

In den meisten Unternehmen sind Performance-Dashboards Standard. Wir messen:

  • Customer Acquisition Cost,
  • Churn Rate,
  • Monthly Recurring Revenue.

Was fast nie gemessen wird, ist die Kennzahl, die festlegt, wie schnell das System denken und entscheiden kann: die Time-to-Decision (TtD).

Wir verwechseln dabei zwei völlig verschiedene Dinge:

  • Exekutions-Geschwindigkeit: Wie schnell liefern Teams Features, Kampagnen, Analysen?
  • Entscheidungs-Geschwindigkeit: Wie lange dauert es, bis klar ist, was überhaupt getan werden soll?

Viele Projekte scheitern nicht, weil Teams langsam arbeiten – sondern weil sie in Wartestellung hängen: auf Budgetfreigaben, auf „Go“ vom Board, auf Rückmeldung von drei „Stakeholdern“.

Was ist Time-to-Decision?

Im Decision-OS definieren wir TtD als die Zeitspanne in Kalendertagen zwischen der Identifikation eines Problems und dem finalen Beschluss im Decision-Log:

Von: Status Draft (Problem wurde registriert)
Bis: Status Decided (klare Entscheidung, inklusive DRI und Review-Datum)

Die Formel ist simpel:

TtD = Datum(Decided) – Datum(Created)

TtD ist damit die Latenzzeit Ihrer Organisation – also die Dauer zwischen „Ping“ (Problem erkannt) und „Pong“ (Entscheidung getroffen).

Der Tacho für Ihre Governance

Wenn Sie TtD systematisch messen, sehen Sie zum ersten Mal, wie es um die bürokratische Gesundheit Ihrer Organisation steht. Im Decision-OS Framework nutzen wir grob folgende Orientierungswerte:

  • < 2 Tage (Hyper-Speed): Exzellent – aber Vorsicht: Prüfen Sie die Qualität. Wird hier blind entschieden oder auf Basis sauberer Vorbereitung?
  • 2–7 Tage (Healthy): Der Normalzustand einer gesunden Firma. Der Wochenrhythmus (Weekly Tactical) funktioniert. Probleme warten maximal bis zum nächsten Entscheidungs-Slot.
  • 8–14 Tage (Lagging): Warnsignal. Entscheidungen „verpassen“ Zyklen. Sie bauen Decision Debt auf – also den Zinseszinseffekt des Zögerns.
  • > 14 Tage (Stuck): Systemverstopfung. Projekte stehen still, Prioritäten verwässern. Die Cost of Delay frisst Marge und Marktchancen auf.

Warum Latenz so teuer ist

Hohe TtD ist nicht nur nervig – sie ist messbar teuer.

Jeder Tag, an dem ein Team auf eine Entscheidung wartet, verursacht direkte Kosten (Burn Rate) und noch größere Opportunitätskosten:

  • Während Sie noch über den Marktstart diskutieren, hat der Wettbewerber schon gelauncht.
  • Während sich drei Abteilungen um Budgetzuständigkeiten streiten, läuft ein Quartal ins Leere.

Ein Unternehmen mit einer durchschnittlichen TtD von 30 Tagen kann pro Jahr maximal etwa 12 strategische Kurskorrekturen vornehmen.

Ein Unternehmen mit einer TtD von 4 Tagen kann im gleichen Zeitraum über 90 Kurskorrekturen fahren.

Wer wird wohl schneller Product-Market-Fit finden – und wer bleibt im „Motion ohne Progress“-Modus stecken?

Wie Sie TtD praktisch messen

Die gute Nachricht: Sie müssen keine neue Software einführen, um TtD zu messen. In den meisten Setups reichen ein sauberes Decision-Log und zwei Felder:

  • Created At: Datum, an dem das Item im Log angelegt wurde (Status Draft).
  • Decided At: Datum, an dem der Status auf Decided geändert wurde.

Ob Sie dafür Jira, Notion, Asana, Excel oder ein eigenes Tool verwenden, ist zweitrangig. Entscheidend ist:

  • Jede relevante Entscheidung bekommt eine ID und einen DRI.
  • Der Statuswechsel von Draft/Ready auf Decided wird konsistent gepflegt.
  • Ein einfaches Report oder Dashboard berechnet den Mittelwert (und idealerweise das Perzentil) Ihrer TtD.

In Verbindung mit der Decision Hygiene Scorecard können Sie zudem sehen, ob hohe TtD-Werte an Prozessbrüchen (fehlende Pflichtfelder, Re-Open-Rate) oder an fehlenden Mandaten in der DoA-Matrix liegen.

Fazit: Messen, um am System zu arbeiten

Fangen Sie an, das Datum jeder Entscheidung zu loggen und die TtD als feste KPI zu reporten. Dann können Sie endlich aufhören, über diffuse „Langsamkeit“ zu diskutieren.

Wenn der CEO fragt: „Warum sind wir so langsam?“, antworten Sie nicht mit Gefühlen. Antworten Sie mit Daten:

„Unsere durchschnittliche Time-to-Decision ist von 3 auf 12 Tage gestiegen. Der größte Engpass liegt bei Budgetfreigaben > 10.000 €. Wir müssen die DoA-Matrix anpassen und den Entscheidungs-Slot im Weekly Tactical schützen.“

Damit beenden Sie die Endlosdebatte über „Mindset“ – und starten die Arbeit am System.

Call to Action: Ihr TtD-Cockpit in wenigen Wochen

Sie möchten TtD, Re-Open-Rate und Cost of Delay automatisiert in Jira, Notion oder Excel tracken und visualisieren?

Im Decision-OS-Handbuch finden Sie in Kapitel 12 die Bauanleitung für ein Telemetrie-Dashboard, das zeigt, ob Ihre Ampel auf Grün oder Rot steht – inklusive Beispiel-Reports und Formeln, die Sie direkt in Ihren Stack übertragen können.

Ergänzend dazu stehen unter Downloads und Tools & Selbsttests Vorlagen bereit, mit denen Sie Ihre ersten TtD-Auswertungen schon nach wenigen Tagen live haben.

Time-to-Decision als Frühwarnsystem für Decision Debt

Viele Transformationsprogramme scheitern nicht an mangelnden Ideen, sondern an Decision Debt – dem Zinseszinseffekt des Zögerns. Projekte werden gestartet, ohne Entscheidungen sauber zu schließen. Prioritäten werden ständig „nochmal gespiegelt“. Teams arbeiten in Schleifen, weil niemand den roten Knopf drückt.

Eine sauber gemessene Time-to-Decision ist das einfachste Frühwarnsystem gegen diese Form der organisationalen Überschuldung. In Kombination mit der Decision Hygiene Scorecard können Sie erkennen, ob Ihr Problem eher in mangelnder Disziplin (Pflichtfelder, Re-Opens) oder in fehlenden Mandaten (DoA, unklare DRI-Zuordnung) liegt.

Im Decision-OS wird TtD deshalb nicht als isolierte KPI verstanden, sondern als Teil eines Decision Telemetry Layers, der auch Re-Open-Rate, Kill-Rate und strategisches Alignment abbildet. So sehen Sie, ob Ihre Organisation wirklich schneller denkt – oder nur schneller arbeitet.

Wenn Sie Ihre Governance-Struktur datenbasiert schärfen möchten, können wir in einem kompakten Decision-OS Readiness Check Ihre aktuelle TtD, typische Engpässe und Stellhebel in DoA, Decision-Log und Meeting-Cadence identifizieren – inklusive konkreter Roadmap für Ihre nächsten 90 Tage.

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