RACI ist tot: Warum das DRI-Modell schneller ist
Subline: Schluss mit der „Wir kümmern uns“-Falle. Warum Sie für jede Entscheidung genau einen Namen brauchen.
RACI-Tabellen sollen für Klarheit sorgen, führen in der Praxis aber oft zu einem gegenteiligen Effekt: Viele Buchstaben, viele Beteiligte, aber keine echte Verantwortung. Dieser Artikel zeigt, warum moderne Organisationen auf das Konzept des Directly Responsible Individual (DRI) umschwenken sollten – und wie Decision-OS daraus ein skalierbares Governance-Prinzip macht.
Das Problem mit den bunten Tabellen
Kennen Sie das? Ein Projekt läuft schlecht. Um das zu „fixen“, ruft das Management nach „klarer Verantwortung“. Es wird ein Workshop einberufen, und am Ende steht eine riesige Excel-Tabelle mit bunten Buchstaben: RACI (Responsible, Accountable, Consulted, Informed).
Alle nicken. Das Dokument wird abgelegt.
Drei Wochen später fragt jemand im Meeting: „Wer gibt das Budget frei?“
Antwort: „Eigentlich Tom (Accountable), aber Sarah (Responsible) bereitet es vor, und wir müssen vorher noch das Board (Consulted) fragen.“
Ergebnis: Niemand entscheidet.
Das Problem an RACI ist nicht die Theorie, sondern die Praxis. Das Modell trennt die Ausführung (R) von der Rechenschaft (A). Genau das lädt dazu ein, Verantwortung hin und her zu schieben. Es institutionalisiert die Verantwortungsdiffusion: Wenn viele zuständig sind, ist am Ende niemand zuständig.
Die Alternative: Das DRI-Konzept
Die schnellsten Unternehmen der Welt – von Apple bis GitLab – nutzen kein klassisches RACI. Sie setzen auf das Konzept des DRI (Directly Responsible Individual).
Es ist radikal einfacher – und brutaler.
Das Konzept stammt ursprünglich von Apple unter Steve Jobs. Die Logik: Neben jedem Punkt auf der Agenda steht genau ein Name. Nicht zwei, nicht „Marketing“, nicht „das Team“, sondern: Sarah.
Die 3 Gesetze des DRI
Im Decision-OS ersetzen wir komplexe Verantwortungsmatrizen durch drei einfache Gesetze, die sich in jedem Meeting und in jedem Decision-Log anwenden lassen.
1. Das Gesetz der Singularität
Es gibt mathematisch genau eine Person, die den Hut aufhat.
- Falsch: DRI: Sarah, Tom
- Richtig: DRI: Sarah (Tom ist Consulted)
Sobald zwei Namen in der DRI-Spalte stehen, beginnt das soziale Spiel: „Ich dachte, der andere macht es.“ Niemand will derjenige sein, der sich exponiert. Genau hier schlägt die Biologie zu: Unser Savannen-Gehirn liebt geteilte Verantwortung, weil das Risiko verteilt ist.
Das Gesetz der Singularität dreht dieses Muster um. Singularität erzwingt Klarheit. Es gibt kein Versteck mehr.
2. Demokratie vs. Exekution
Ein häufiges Missverständnis: „Heißt DRI, dass einer diktiert?“
Nein. Wir unterscheiden strikt zwischen dem Prozess der Beratung und dem Moment der Entscheidung.
Der Leitsatz lautet:
Demokratie ist ein gutes Prinzip für die Politik,
aber ein schlechtes Prinzip für die Exekution.
Wir lassen uns demokratisch beraten (Consulted), aber der DRI entscheidet monarchisch. Wenn der DRI nach Anhörung aller Fakten den roten Knopf drückt, obwohl alle den blauen wollten, wird der rote gedrückt.
Das bedeutet nicht Willkür, sondern Klarheit: Der DRI ist dafür verantwortlich, eine informierte, nachvollziehbare Entscheidung zu treffen – und sie zu vertreten. Die Organisation spart sich endlose Schleifen und „Wir müssen das nochmal spiegeln“.
3. Macht durch Mandat
Ein DRI ist kein Protokollant und kein Projektmanager, der nur Termine jagt. Er oder sie muss das Mandat haben, zu entscheiden.
Die Frage lautet daher immer: Hat diese Person laut DoA-Matrix (Delegation of Authority) wirklich die Befugnis, diese Entscheidung final zu treffen?
Ein DRI ohne Mandat ist ein „Frühstücksdirektor“: sichtbar beschäftigt, aber wirkungslos. Die Organisation lernt dann sehr schnell, dass das Label „DRI“ nur Fassade ist – und geht zurück zu informellen Machtzentren.
Warum DRI schneller macht
RACI ist oft ein Friedensvertrag: Es versucht, alle einzubinden, damit sich niemand übergangen fühlt. Das ist politisch bequem, aber operativ langsam.
DRI ist ein Beschleuniger: Es optimiert auf Geschwindigkeit und Ergebnis. Es zwingt Teams, sich zu entscheiden, wer den Hut aufhat – und wem sie das Mandat geben.
Wenn in Ihrem Unternehmen Sätze fallen wie:
- „Wir müssen das nochmal spiegeln.“
- „Marketing und Sales machen das zusammen.“
- „Wir sind da alle ein bisschen verantwortlich.“
…haben Sie kein Kommunikationsproblem, sondern ein Governance-Problem.
Ohne DRI schlägt der Bystander-Effekt zu: Alle sind irgendwie beteiligt, also fühlt sich niemand wirklich verpflichtet, die Entscheidung zu ziehen. Die Organisation bleibt im Modus Motion statt Progress.
Die radikal einfache Lösung
Die gute Nachricht: Sie müssen Ihr ganzes Organisationsmodell nicht neu erfinden, um schneller zu werden. Oft reicht ein einziger struktureller Eingriff.
- Löschen Sie in Ihren Tabellen und Protokollen die Spalte mit den vielen Namen.
- Führen Sie bei jeder Entscheidung eine DRI-Spalte ein.
- Schreiben Sie dort genau einen Namen hinein.
- Geben Sie dieser Person das Mandat – und dann lassen Sie sie machen.
Im Decision-OS kombinieren wir dieses Prinzip mit einem sauberen Decision-Log, klaren DoA-Regeln und einem eindeutigen Meeting-Design. So wird aus einem scheinbar kleinen Governance-Detail ein echter Geschwindigkeitshebel für das gesamte Unternehmen.
Von Rollen-Chaos zu klarer Exekution
RACI, RAPID, komplexe Verantwortungstabellen – viele dieser Modelle sind gut gemeint, scheitern aber im Alltag an menschlicher Psychologie und organisationaler Realität. Teams suchen nach Harmonie, Rollen werden weich interpretiert und am Ende setzt sich doch wieder der lauteste oder ranghöchste Durch. Das Ergebnis ist selten bessere Governance, sondern nur eine dickere PowerPoint.
Das DRI-Prinzip geht einen anderen Weg. Es reduziert Komplexität und zwingt Organisationen, eine unangenehme, aber produktive Frage zu beantworten: Wer hat hier wirklich den Hut auf? In Kombination mit einem sauberen Decision-Log, einer klaren Delegation of Authority und regelmäßigen Checks der Decision Hygiene Scorecard entsteht ein System, das nicht nur sauber aussieht, sondern im Alltag tatsächlich Entscheidungen produziert.
Für wachstumsstarke Unternehmen, Scale-ups oder etablierte Mittelständler gilt: Je mehr crossfunktionale Teams, Remote-Arbeit und externe Partner Sie im System haben, desto teurer wird Verantwortungsdiffusion. Ein klares DRI-Design reduziert Abstimmungsschleifen, senkt die Decision-Latenz und macht Ihre Governance anschlussfähig für zukünftige KI-Unterstützung, weil jede Entscheidung einer eindeutig verantwortlichen Person und einem sauberen Datensatz zugeordnet werden kann.
Wenn Sie testen möchten, wie Ihr aktuelles Rollen- und Entscheidungsdesign im Vergleich zu einem DRI-basierten Decision-OS abschneidet, können wir in einem kompakten Decision-OS Readiness Check Ihre wichtigsten Meetings, Logs und Rollenbilder durchleuchten und einen konkreten Fahrplan für die nächsten 90 Tage entwickeln.
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