Decision-OS Insights · Kernartikel

Decision Readiness Audit: In 10 Fragen zur ehrlichen Diagnose eurer Entscheidungsfähigkeit

Statt „Bauchgefühl“ bekommt ihr ein klares Bild, wie tragfähig euer Entscheidungssystem wirklich ist – und wo Projekte, Transformationen und Wachstum heute steckenbleiben.

Lesezeit: ca. 9–11 Min · Zielgruppe: Geschäftsführung, Bereichsleitung, COO/CFO

Decision Readiness Audit: In 10 Fragen zur ehrlichen Diagnose

Viele Unternehmen unterschätzen, wie stark ihre Entscheidungsfähigkeit den Erfolg von Projekten, Transformationen und Wachstumsvorhaben bestimmt. Es gibt OKRs, es gibt KPIs, es gibt Strategie-Workshops – aber wenn Entscheidungen hängen bleiben, helfen die besten Frameworks wenig.

Das Decision Readiness Audit ist ein einfacher 10-Fragen-Check für Führungsteams, der sichtbar macht, wie tragfähig euer Entscheidungssystem wirklich ist. Kein akademischer Test, sondern ein ehrlicher Spiegel für euren Alltag: Wie schnell, wie klar und wie belastbar sind eure Entscheidungen tatsächlich?

1. So funktioniert der Audit

Der Audit ist für Führungskreise gedacht (Geschäftsführung, Bereichsleitung, zentrale Rollen aus Produkt/Tech/Operations). Ihr beantwortet gemeinsam 10 Fragen und bewertet jede Aussage auf einer Skala von 1 bis 5:

Bewertungsskala (1–5):

  • 1 = trifft überhaupt nicht zu
  • 2 = trifft eher nicht zu
  • 3 = teils/teils, uneinheitlich
  • 4 = trifft überwiegend zu
  • 5 = trifft voll und ganz zu

Wichtig ist weniger der exakte Zahlwert, sondern die Gespräche, die dadurch entstehen: Wo seid ihr euch einig, wo klaffen Wahrnehmungen auseinander, wo vermeidet ihr klare Antworten?

2. Die 10 Fragen zur Decision Readiness

Geht die Fragen nacheinander durch und sammelt jeweils ein gemeinsames Rating (1–5). Wenn ihr euch nicht einigen könnt, ist das bereits ein wertvoller Hinweis – notiert unbedingt, wo die Spannungen liegen.

  • 1. Klarheit über Ziele: Unsere wichtigsten Ziele für die nächsten 3–6 Monate sind klar, priorisiert und allen relevanten Personen bekannt.
  • 2. Entscheidungsrechte: Für die großen Themen ist eindeutig geregelt, wer endgültig entscheidet (DRI/DoA) – und das wird respektiert.
  • 3. Entscheidungsforen: Es gibt klare Formate (z. B. Weekly, Steering, QBR), in denen Entscheidungen bewusst getroffen werden – statt zufällig „irgendwo im Meeting“.
  • 4. Vorbereitung von Entscheidungen: Wichtige Entscheidungen werden mit ausreichenden Informationen, Optionen und Impact-Einschätzung vorbereitet – nicht ad hoc im Call.
  • 5. Geschwindigkeit: Zwischen „Problem erkannt“ und „Entscheidung getroffen“ vergeht eine für uns akzeptable Zeit.
  • 6. Verbindlichkeit: Sobald eine Entscheidung getroffen ist, ist sie nachvollziehbar dokumentiert – und wird nicht bei der nächsten Gelegenheit erneut aufgemacht.
  • 7. Rollen & Verantwortung: Für Initiativen, Projekte und Produkte ist klar geregelt, wer wofür verantwortlich ist (RACI/RVC).
  • 8. Umgang mit Konflikten: Wenn Interessen kollidieren, gibt es einen etablierten Weg, zu einer Entscheidung zu kommen – statt stillem Widerstand oder endlosen Diskussionen.
  • 9. Lerneffekte: Wir reflektieren regelmäßig (z. B. in Retros/QBRs), welche Entscheidungen gut oder schlecht gelaufen sind – und ziehen Konsequenzen daraus.
  • 10. Datenbasis: Für wiederkehrende Entscheidungen stehen uns verlässliche Kennzahlen (KPIs) zur Verfügung – wir entscheiden nicht im Blindflug.

3. Durchführung im Führungsteam

Der Audit funktioniert am besten in einem 45–60-minütigen Slot mit eurem Führungskreis. So könnt ihr vorgehen:

  • Jede Person vergibt für sich eine Bewertung (1–5) pro Frage – erst still, dann im Austausch.
  • Anschließend sammelt ihr Einschätzungen und einigt euch auf einen gemeinsamen Wert je Frage.
  • Notiert zu jeder Frage kurz: Wo läuft es gut? Wo hakt es? Welche Beispiele fallen euch ein?
  • Markiert Fragen, bei denen die Streuung groß ist (z. B. einige geben 2, andere 4) – dort liegt oft versteckte Spannung.

Nach 10 Fragen habt ihr ein erstaunlich klares Bild: Wo ist euer Entscheidungssystem tragfähig, wo ist es fragil, wo besteht akuter Handlungsbedarf?

4. Auswertung: Was eure Punktzahl wirklich bedeutet

Addiert eure Bewertungen (1–5) über alle 10 Fragen und teilt die Summe anschließend durch 10. So erhaltet ihr einen Durchschnittswert zwischen 1,0 und 5,0. An diesem Mittelwert könnt ihr euch orientieren:

  • Ø 1,0–2,4: kritische Entscheidungsschwäche – größere Initiativen sind stark gefährdet.
  • Ø 2,5–3,4: fragiles System – einzelne Themen funktionieren, viele hängen in der Luft.
  • Ø 3,5–4,2: solide Basis – mit Fokus auf Engpässe gut ausbaubar.
  • Ø 4,3–5,0: hohe Decision Readiness – ihr könnt ambitionierte Vorhaben tragen.

Wichtig: Diese Skala ist kein Benchmark gegenüber anderen Unternehmen, sondern ein internes Frühwarnsignal. Der eigentliche Wert liegt in den Diskussionen, die ihr zu jeder Frage hattet:

  • Wo wart ihr euch überraschend einig – positiv oder negativ?
  • Wo lagen die Einschätzungen weit auseinander?
  • Wo seid ihr ausgewichen oder habt „kommt drauf an“ gesagt?

Genau dort liegen eure Hebel. Der Audit ist kein finales Urteil, sondern der Ausgangspunkt für ein klares Decision-OS: Rollen, Foren, Takt und ein Decision-Log, das Entscheidungen sichtbar macht – statt sie in Kalendern und Chats zu verstecken.

Wann ihr ohne Decision Readiness Audit zu viel riskiert

Wenn ihr euch in den 10 Fragen wiedergefunden habt, zeigt das vor allem eines: Entscheidungsfähigkeit ist keine weiche Kulturfrage, sondern harte Infrastruktur. Bevor ihr Millionen in Tools, neue Organisationseinheiten oder große Programme steckt, lohnt sich ein ehrlicher Blick auf euer Entscheidungssystem – von Entscheidungsrechten über Meeting-Takt bis zum Decision-Log.

Genau hier setzt Decision-OS an: Als Betriebssystem für Entscheidungen für Führungsteams, die Time-to-Decision, Reopen-Rate und Meetingstunden/FTE aktiv steuern wollen. Das Decision Readiness Audit bildet dabei oft den Startpunkt, um Klarheit zu schaffen, bevor ihr in größere Vorhaben geht – ob in Form eines 14-Tage-Starts, eines fokussierten Decision-Log-Sprints oder eines Operating-Rhythm-Redesigns.

Wenn ihr das Thema zunächst eigenständig anstoßen wollt, findet ihr auf Tools & Selbsttests weitere Bausteine für Decision-OS – unter anderem Checks zu Meeting-Hygiene, Verantwortlichkeiten und Entscheidungslogik. Oder ihr nutzt das Audit als Gesprächsleitfaden im Führungsteam – und meldet euch, wenn ihr den nächsten Schritt gemeinsam gehen wollt.

Mehr zu Entscheidungsfähigkeit & Operating Rhythm

Kernartikel

Decision-OS erklärt: Das fehlende Betriebssystem für Entscheidungen

Warum klassische Organisationen für das heutige Tempo nicht mehr ausreichen – und wie Decision-OS Entscheidungsarbeit, Governance und Meeting-Takt verbindet.

Artikel lesen
Use-Case

Das Ende der „Wer hat das wann entschieden?“-Sucherei

Wie ihr mit einem schlanken Decision-Log Transparenz schafft – und Eskalationen, Rückfragen und Schattenprotokolle reduziert.

Artikel lesen
Operating Rhythm

Operating Rhythm: Weeklys, Monthlys, QBR

Wie ein klarer Takt aus wiederkehrenden Runden eure Entscheidungsarbeit stützt – statt sie in Meeting-Overload zu ersticken.

Artikel lesen
Nach oben scrollen