Der Latenz-Rechner: Warum euer Entscheidungsstau teurer ist als eure Miete
Time-to-Decision, Reopen-Rate und Meeting-Output-Quote sind keine „nice to have“-Kennzahlen – sie entscheiden darüber, ob eure Organisation Tempo macht oder Geld verbrennt. In diesem Artikel zeige ich, wie ihr mit einem einfachen Latenz-Rechner sichtbar macht, was Entscheidungsstau wirklich kostet.
Was ich mit Entscheidungsstau und Time-to-Decision meine
Wenn ein Thema immer wieder auf der Agenda steht, ohne dass eine klare Entscheidung fällt, entsteht Entscheidungsstau. Das fühlt sich an wie „wir reden immer wieder darüber“ – ist aber in Wahrheit eine stille Kostenmaschine.
Time-to-Decision (TtD) ist die Zeitspanne zwischen:
- T0: Thema taucht zum ersten Mal in einem relevanten Forum auf (Jour fixe, Steering, Bereichsmeeting).
- T1: Es liegt eine verbindliche Entscheidung mit Owner, Termin und nächstem Schritt vor.
Alles dazwischen ist Latenz: Mails, Chats, Nachfragen, Folge-Meetings, „nochmal drüber schlafen“, stille Konflikte, fehlende Freigaben.
Warum Latenz teurer ist als eure Miete
Die meisten Organisationen kennen ihre Mietkosten sehr genau – aber kaum jemand kennt die Latenz-Kosten. Dabei sind sie oft höher:
- Pro Woche Entscheidungsstau laufen mehrere Stunden Meeting-Zeit auf – häufig mit hoch bezahlten Rollen (C-Level, Leads, Experten).
- Pro Woche ohne Entscheidung entstehen zusätzliche Abstimmungen, Schleifen, Doppelarbeit.
- Während keiner entscheidet, arbeiten Teams entweder mit veralteten Annahmen oder gar nicht weiter.
Das Resultat: Ein Thema, das eigentlich in zwei Wochen entschieden sein könnte, zieht sich über sechs, acht oder zwölf Wochen – und erzeugt Kosten, die in keinem Budget auftauchen.
Der einfache Latenz-Rechner – so macht ihr die Kosten sichtbar
Ihr müsst kein komplexes Controlling aufsetzen. Ein grober Latenz-Rechner reicht, um eine Größenordnung zu bekommen, die niemand mehr ignorieren kann.
Schritt 1: Ein typisches Thema auswählen
Wählt ein Thema aus den letzten Monaten, das euch bekannt vorkommt, zum Beispiel:
- Ein neues Produktfeature oder Angebot
- Eine Prozessänderung an einer wichtigen Schnittstelle
- Ein Tool- oder Lieferantenwechsel
Schritt 2: Time-to-Decision schätzen
Schätzt, wie lange es wirklich gedauert hat von erster Agenda-Nennung bis zur finalen Entscheidung:
- Start: „Thema X“ taucht erstmals sichtbar im Protokoll / Board / Meeting auf.
- Ende: Es gibt eine dokumentierte Entscheidung mit Owner und Termin.
Notiert die Anzahl Wochen dazwischen – das ist eure TtD.
Schritt 3: Beteiligte und Meetingzeit erfassen
Schätzt für dieses eine Thema:
- Wie viele Personen waren regelmäßig beteiligt? (z. B. 6–10 Leads)
- Wie viele Stunden pro Woche floss in dieses Thema? (Meetings, Abstimmungen, Nachfragen)
- Welcher durchschnittliche Vollkostensatz pro Person ist realistisch? (z. B. 90–120 €/h)
Schritt 4: Latenz-Kosten berechnen
Eine einfache Daumenformel sieht so aus:
Latenz-Kosten = Wochen TtD × Stunden/Woche × Beteiligte × Vollkostensatz
Beispiel:
| Parameter | Wert |
|---|---|
| Time-to-Decision | 8 Wochen |
| Stunden pro Woche zum Thema | 3 Stunden (Meetings + Abstimmungen) |
| Anzahl Beteiligte | 7 Personen (Führung + Experten) |
| Durchschnittlicher Vollkostensatz | 110 €/Stunde |
| Latenz-Kosten | 8 × 3 × 7 × 110 € = 18.480 € |
Und das ist nur ein Thema. Wenn in eurem Führungskreis zehn solcher Themen parallel laufen, landet ihr schnell in einer Größenordnung, die deutlich über euren Mietkosten liegt.
Die versteckten Nebeneffekte von Entscheidungsstau
Die direkten Kosten sind nur die Spitze des Eisbergs. Entscheidungsstau erzeugt zusätzliche Nebenwirkungen:
- Reopen-Rate: Themen, die eigentlich entschieden waren, werden wieder aufgemacht – weil niemand sicher ist, was gilt.
- Meeting-Output-Quote: Viele Runden enden ohne klares Ergebnis, nur mit „wir sprechen nächste Woche noch mal“.
- Frust & Demotivation: Teams erleben, dass Arbeit versandet, obwohl sie bereit wären zu liefern.
- Verpasste Chancen: Wenn ihr drei Monate länger auf eine Entscheidung wartet, ist der Markt oft schon weiter.
Genau deshalb berücksichtigen wir in Decision-OS immer Time-to-Decision, Reopen-Rate und Meeting-Output-Quote gemeinsam – sie erzählen zusammen die wahre Geschichte eurer Entscheidungsfähigkeit.
Wie ihr den Latenz-Rechner im Führungsteam nutzt
Der Latenz-Rechner ist keine Controlling-Spielerei, sondern ein bewusst eingesetztes Spiegelbild für euer Führungsteam. So könnt ihr starten:
- Wählt 3–5 typische Themen der letzten Monate.
- Schätzt gemeinsam TtD, Beteiligte, Stunden/Woche und Vollkostensatz.
- Rechnet die Latenz-Kosten pro Thema aus – auf einem einfachen Whiteboard oder in einem Sheet.
- Sortiert die Themen danach, wo der größte Hebel liegt.
- Legt fest, an welchen Stellschrauben ihr zuerst dreht (Rollen, Freigaben, Meeting-Takt, Entscheidungsforen).
Allein dieser Prozess verändert oft schon die Perspektive: Statt „wir haben viele Meetings“ seht ihr konkret, wie viel Budget in Entscheidungsstau gebunden ist.
Was Decision-OS an diesen Hebeln dreht
Der Latenz-Rechner macht sichtbar, warum sich ein Upgrade eures Entscheidungssystems lohnt. Decision-OS setzt genau dort an:
- Klare Entscheidungsforen: Welche Themen werden wo entschieden – und was ist nur zur Information?
- Decision-Log: Jede wichtige Entscheidung mit Owner, Termin, Kontext – auffindbar statt im Mailverlauf versteckt.
- Rollen & Verantwortlichkeiten (RACI/DoA): Wer entscheidet, wer gibt Input, wer setzt um, wer muss nur informiert werden?
- Meeting-Reset: Agenda-Light, begrenzte Zeitfenster und eine klare Frage: „Welche Entscheidung soll am Ende stehen?“
- Review-Rhythmus: Regelmäßige kurze Runden, in denen ihr TtD, Reopens und Meeting-Output-Quote anschaut.
Ziel ist nicht, alles zu messen, sondern die wesentlichen Entscheidungen auf einen verlässlichen Takt zu bringen – damit eure Organisation schneller entscheidet, ohne an Qualität zu verlieren.
Konkreter nächster Schritt
Wenn ihr wissen wollt, wo ihr heute steht, startet mit einer einfachen Frage im nächsten Führungskreis:
„Welche drei Entscheidungen hätten wir in den letzten drei Monaten deutlich schneller treffen müssen – und was hat es uns gekostet, dass wir es nicht getan haben?“
Wenn ihr diese Frage nicht beantworten könnt, ist das kein persönliches Versagen, sondern ein Hinweis auf fehlende Strukturen. Genau dafür haben wir Decision-OS gebaut.
Option: Im Decision-OS Kickstart-Day rechnen wir 1–2 eurer echten Fälle gemeinsam durch, setzen ein Decision-Log auf und definieren die ersten Quick Wins für euer Entscheidungstempo.